Donnerstag, 22. Oktober 2015

Fauler Kompromiss am Rugenfeld - AfD Altona lehnt auch neue "2+1 Lösung" ab



Nachdem unser Bezirksabgeordneter Uwe Batenhorst als erster Abgeordneter in der Altonaer Bezirkversammlung die Pläne für einen radikalen Umbau des Ring 3 von vier auf zwei Spuren im Bereich Rugenfeld kritisierte, schlossen sich bekanntlich auch die Altonaer Vertreter von CDU und SPD unserer Kritik zunächst an. Die Verkehrsbehörde des SPD/GRÜNEN Senats hat in Folge dieser Kritik eine veränderte Planung für das Rugenfeld vorgelegt:

Zukünftig sollen die Radfahrerinnen und Radfahrer in Richtung Blankenese (Nordwestseite) auf der Nebenfläche auf einem 2,0 m breiten Radweg zwischen den Bäumen geführt werden. Der Gehweg wird hier dann entfallen. Dies ist vertretbar, da auf dieser Straßenseite keine bebauten Grundstücke anschließen, die Fußverkehr erzeugen. Fußgänger benutzen dann den Gehweg auf der bekannten Südostseite der Straße.
Die Radfahrerinnen und Radfahrer in Richtung Lurup (Südostseite) sollen wie in der ersten Planungsvariante auf einem Radfahrstreifen auf Fahrbahnniveau fahren, der dann links von den Bäumen liegt und durch einen ca. 90 cm breiten Sicherheitsstreifen von der Fahrbahn abgegrenzt wird. Zwischen den Bäumen würde ein reiner Gehweg erhalten bleiben. https://sitzungsdienst-altona.hamburg.de/bi/___tmp/tmp/45081036114309092/114309092/01045356/56.pdf

Der Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung Altona hat mit den Stimmen von SPD, Grünen und LINKEN diesen veränderten Plänen am Rugenfeld zugestimmt:

Die im Verkehrsausschuss am 07.09.2015 vorgestellte Planung zum Rugenfeld stellt einen guten Kompromiss dar. Einerseits wird erstmalig eine rechtlich tragfähige benutzungspflichtige Radverkehrsführung ermöglicht, auf der anderen Seite auch möglichen Ausweichverkehren beim Kfz-Verkehr mit einer leistungsfähigen 2+1 Spur-Lösung entgegengewirkt. Ein reibungsloser Ablauf beim Einfädeln auf jeweils eine Spur erscheint bei Tempo 60 jedoch schwierig. Auch die Sicherheit des in einer Richtung verlaufenden Radfahrstreifens würde durch eine Temposenkung weiter erhöht. https://sitzungsdienst-altona.hamburg.de/bi/___tmp/tmp/45081036114309092/114309092/01045420/20.pdf

Rugenfeld
Typisch Rugenfeld: Viele Autos, keine Radfahrer
Dieser Einschätzung des Verkehrsausschusses widersprechen wir. Die AfD-Altona hält die aktualisierten Pläne der Verkehrsbehörde am Rugenfeld für keinen guten Kompromiss. Auch die abgeänderten Baupläne für das Rugenfeld stellen weiterhin eine überflüssige Verschwendung von Steuergeldern da, die keinerlei Verbesserung für die Radfahrer gegenüber der aktuell komfortablen Situation erzeugen, aber den Autofahrern und sogar den Fußgängern Verkehrsraum nehmen.
 Die AfD-Altona hatte im September an einem sonnigen Nachmittag den Verkehr im Rugenfeld gezählt, und kam auf einen Anteil von gerade einmal 4% für den Radverkehr. Dieses kleine Aufkommen an Radfahrern kann bequem auf den bestehenden Radwegen fahren. Eine notwendige Renovierung der Radwege im Rahmen der bestehenden Strukturen befürworten wir selbstverständlich.
Die angestrebte 2+1 Fahrspuren Lösung provoziert unnötige Unfall- und Staugefahren beim dann erzwungenen Einfädeln der Kfz. Die von der Bezirksversammlung angestrebte Tempo-Drosselung kann diese Gefahren nicht wirkungsvoll eindämmen, und stellt deshalb nur eine unnötige  Verlangsamung des Verkehrsflusses da. Die Alternative für Deutschland Hamburg-Altona lehnt deshalb auch die Temposenkung am Rugenfeld ab.


Die Stellungnahme der Verkehrsbehörde halten wir für nicht überzeugend, ja aberwitzig falsch.
Die Verkehrsbehörde nennt keinerlei Zahlen für den Radverkehr am Rugenfeld. Sie geht einfach von einem steigenden Rad- und stagnierenden Autoverkehr aus und begründet damit diese massive Umverteilung von Verkehrsraum. Das der Radverkehr an dieser Stelle schon aufgrund der Lage des Rugenfeld selbst bei einer Verdoppelung und Verdreifachung auf absehbare Zeit einen kleinen Bruchteil des Autoverkehrs ausmacht, kommt in ihren Planungen überhaupt nicht vor.
Die Verkehrsbehörde bestätig sogar explizit, dass die Anzahl der Radfahrer gar keine Rolle spielt: 
Das Erfordernis einer Radverkehrsanlage ergibt sich auch nicht aus der Höhe des Radverkehrsaufkommens.“
Die Behauptung der Verkehrsbehörde „Die Radfahrstreifen können damit ohne Nachteile für andere Verkehrsteilnehmer [] umgesetzt werden.“ klingt in unseren Ohren wie Hohn. Über die künftige Entwicklung des Radverkehrs fantasiert die Verkehrsbehörde:
"Hier besteht ein großes Potenzial zur Erhöhung des Radverkehrsanteils, da dieser Straßenzug Lurup (ca. 33.000 Einwohner), die Großsiedlung Osdorfer Born (zusammen mit Alt-Osdorf rd. 34.000 Einwohner) und die zukünftige Wohnbebauung auf dem Gelände der Trabrennbahn Bahrenfeld (ca. 1.000 Wohneinheiten) mit attraktiven Zielen an der Elbe (Blankenese, Hirschpark, Elbufer) verbindet. Diese Wohngebiete liegen in einer für Radfahrende idealen Entfernung zur Elbe von ca. fünf bis sieben Kilometern."

Die Idee der Verkehrsbehörde, der Radverkehr würde in Zukunft dank ihrer tollen neuen Radfahrstreifen an dieser Stelle stark zunehmen ist völlig absurd. Radfahrer können bereits heute sehr bequem am Rugenfeld fahren. Die Verhältnisse sind im Vergleich zu den meisten Straßen im ganzen Bezirk Altona geradezu paradiesisch. Das Rugenfeld wird niemals eine Hauptverkehrsroute für Fahrradfahrer werden. Die meisten Radfahrer der anliegenden Stadtteile fahren entweder innerhalb ihres Stadtteils oder aus ihren Stadtteilen in Richtung des Hamburger Zentrums und umgekehrt.
Es kann nur ideologische Verblendung sein, wenn die Verkehrsbehörde nicht erkennt, dass ihre konkreten Pläne am Rugenfeld das glatte Gegenteil ihrer vorgeblichen Ziele bewirken werden.

„Die Erhaltung der Infrastruktur ist eines der Schwerpunktthemen des Arbeitsprogramms des Senats. Für Hamburg als dynamisches Herz einer wachsenden Metropolregion mit seiner hohen nationalen und internationalen Anziehungskraft ist eine funktionsfähige Infrastruktur von zentraler Bedeutung. Die Wirtschaft benötigt zur Abwicklung ihrer Verkehre ein intaktes Straßennetz. Auch die Bürgerinnen und Bürger erwarten von einem Straßennetz, dass dieses den allgemeinen Qualitätsanforderungen gerecht wird und alle Nutzergruppen berücksichtigt. Ziel ist es, den Werteverzehr der Infrastruktur zu stoppen und die Verkehrswege in einem für alle Nutzer bedarfsgerechten und sicheren Zustand zur Verfügung zu stellen.“

Die Altonaer Bürgerschaftsabgeordneten der SPD konnten und wollten diesen Irrsinn nicht verhindern:

"Dieser Kompromiss berücksichtigt sowohl die Interessen der Autofahrer als auch die der Radfahrer", sagt der Altonaer SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Frank Schmitt. http://www.abendblatt.de/hamburg/article205648667/Kompromiss-im-Streit-um-den-Radstreifen-auf-dem-Ring-3.html