Berlin – Eines der schönsten deutschen Märchen ist die Sage vom tapferen Schneiderlein der Gebrüder Grimm. Da besiegt doch tatsächlich ein vermeintlich einfacher Mann nur durch Einfallsreichtum und Selbstbewusstsein zwei gefährliche Riesen, ein Einhorn und ein schreckliches Wildschwein. Es mag ironisch klingen, aber wie viel Wahrheit in eben diesem alten Märchen liegt, zeigte sich am Sonntag, am Wahlabend in Berlin.
Gemeinsam haben wir alle, als Alternative für Deutschland, gezeigt, dass man Großes schaffen kann, wenn man an sich glaubt. Gegen die die schon grenzwertige Berichterstattung der Medien, gegen die Diffamierung der Altparteien erreichten wir mit unseren Wählern „Sieben (Prozent) auf einen Streich“. Noch eine Parallele zum Grimm’schen Märchen, wobei ein jeder selber interpretieren mag, wer die beiden Riesen, das Einhorn und das „schreckliche Wildschwein“ in der Realität sein mögen.
Dies soll nur ein kurzer Stimmungsbericht des Landesverbands Hamburg aus Berlin sein. Von einem denkwürdigen Wahlabend, der die Geschichte der Parteienlandschaft in Deutschland verändern wird:
Fast hätte ich als Pressesprecher des LV Hamburg die Fahrt nach Berlin abgesagt, stand doch ein 25 jähriges Abiturtreffen am Tag vor der Wahl an. Ausgerechnet im heimatlichen Sauerland, wo ein Abend dieser Art schnell „schmerzhaft“ werden kann. Heute bin ich sehr froh, 24 Stunden vor der Wahl doch noch in meine Heimat gefahren zu sein. Da sich eines zeigte: Die Sympathien, die unseren Wahlkämpfern landauf, landab entgegen schlugen, waren phänomenal. 360 Kilometer von Hamburg entfernt, trafen wir uns nach vielen Jahren und jeder(!), wirklich jeder kannte die AfD. Zwei Jungs meines Jahrganges hatten sich gar beim hiesigen Kreisverband engagiert. Und noch etwas: Selbst Ex-Mitschüler, die nun wirklich nicht der AfD nahe stehen, fanden die Kampagnen der Verlagshäuser gegen unsere Partei als schlichtweg beschämend. Noch verrückter: Am nächsten Morgen, im Zug von Dortmund nach Berlin hörte ich ernsthaft einen Familienvater aus dem „aufsteigenden“ Paderborn zu seinen Kindern sagen: „Wir sind nur früher von ,Omma‘ weg gefahren, damit Papa den ,Blauen‘ die Stimme geben kann!“ Die Blauen – das ist echt cool…
Und in dieser Grundstimmung geht es am Sonntag Nachmittag ins Hotel Maritim Pro Arte an der Friedrichstraße. Zur zentralen AfD-Wahlparty. Dr. Bernd Baumann, unser „Bundeswahlleiter“ aus Hamburg und ich nebst meiner Ehefrau Kerstin. Die Begrüßung ist klasse, richtig herzlich. Endlich sieht man „Gesichter“ zu den vielen Emails und Telefonaten quer durch die Republik.
Bernd Baumann und ich sind zwischendurch als Bezirkschefs in HH-Altona etwas betrübt, nicht vor Ort bei der eigenen Wahlparty sein zu können, aber als zweitgrößte Stadt muss Hamburg ja nun in Berlin dabei sein. Aus allen Teilen Deutschlands sind AfD-Vertreter eingetroffen, bringen die Grüße ihrer Landesverbände mit. Es ist, als ob man alte Bekannte trifft.
Dann startet der Countdown zur ersten Hochrechnung . Ein AfDler aus Oberbayern (Landkreis Berchtesgaden) freut sich: „Jo mei - do is ja die Waterkant‘“. Gemeint sind wir Hamburger. Gleich nebenan ist Ulrike Trebesius (Sprecherin Schleswig-Holstein), die wir vom Auftritt in Poppenbüttel kennen, nun wirklich aufgeregt. Klappt das mit dem sofortigen Einzug ins EU-Parlament? Gibt es über sechs Prozent?
Die „Bremer“ mit Bundesschatzmeister Piet Leidreiter werden von Marc Jongen, stellv. Sprecher aus Baden-Württemberg mit Schulterklopfen begrüßt, am Tisch gegenüber haben sich die „Hessen“ positioniert. Thüringen, Mecklenburg, Sachsen - alle sind heute da.
Und dann endlich kommen die ersten Zahlen auf der Beamer-Leinwände. Satte 6,5 Prozent für die AfD. Der Jubel ist fast unbeschreiblich. Ohrenbetäubend. Ehrlich. Glücklich. Mindestens 15 Kamerateams aus Deutschland und der Welt fangen diese Momente ein. Fotografen, Reporter sind plötzlich voller Respekt. Wir, in der „Norddeutschen Ecke“ fangen an „A-F-D, A-F-D“ zu skandieren. Alle fallen ein. Klatschen. Was für ein Abend.
Noch ein schöner Moment: Bernd Lucke betritt wenige Minuten nach der ersten Prognose mit vielen Kindern die Bühne. Hand in Hand. Darunter seine eigenen und die von anderen AfD-Kandidaten oder Freunden. Die kicken mit blauen Luftballons, haben den größten Spaß. Und dann sagt Bernd Lucke einen entscheidenden Satz: „Wir alle tun das hier für unsere Familien, für unsere Kinder … Für ein friedliches Europa.“ Gänsehaut pur.
Den Rest, liebe Parteifreunde und Förderer kennen Sie aus den zahllosen Interviews dieses Abends im TV. Aber eines bleibt mir in Erinnerung. Die Sieben auf einen Streich! Eine Prozentzahl, die wir nur durch unsere gemeinsame Anstrengung und Beharrlichkeit erreichen konnten. In ganz Deutschland. Das macht uns keiner so schnell nach.
Oliver Scholl [Landesverband HH, Pressesprecher und Beisitzer LV]